Kopfkino – wenn Parken zur Denksportaufgabe wird
Sollte man bei Leuten, die auf Behindertenparkplätzen parken, an echte Denkprozesse glauben?
Das war die erste Frage, die ich mir neulich beim Lesen eines Blogbeitrages des brillianten Marketinggurus Seth Godin stellte. Der schrieb dort unter dem Titel „The Theater of the mind“ über das effektive Transportieren von Botschaften. Demnach sei die wirkungsvollste Marketingstory nicht die, die man selbst erzählt, sondern die, die beim Zuhörer selbst entsteht. Als Beispiel zeigt er ein ähnliches Bild, wie dieses, das in Missouri aufgenommen wurde.
Man sieht nicht nur: Hier dürfen nur Behinderte parken, sondern auch, dass allen anderen ein Bußgeld bis zu 470 $ droht.
Godins Annahme:
Dadurch, dass nicht eine bestimmte Höhe angegeben wird, sondern der Bereich, in dem die Strafe liegt, wird der Betrachter anfangen, nachzudenken:
„Also, vielleicht muss ich nur 50 $ zahlen. Hmm, aber was, wenn nicht? Bei meinem Glück sind es wahrscheinlich direkt die 470 $… dann parke ich lieber woanders“.
Das hört sich zunächst plausibel an, aber…
Ja, die These hört sich plausibel an und funktioniert sicher auch in den meisten Fällen in der Praxis so. Und warum glaube ich trotzdem, dass es genau hier und in diesem Fall nicht so ist?
Ich glaube, dass so eine Marketingstrategie in den allermeisten Fällen so funktioniert, bin mir aber nicht sicher, wie aufmerksam Herr Godin einmal Behindertenparkplätze beobachtet hat. Selbst mit der Drohung, dass das Auto abgeschleppt wird, kann man meiner Erfahrung nach nur die wenigsten abschrecken, die sich erstmal dafür entscheiden, dass Behindertenparkplätze jederzeit und für alle Autofahrer freigegeben sind.
Das Problem ist doch – wer einfach so ohne Grund auf Behindertenparkplätzen parkt, denkt normalerweise nicht. Sonst würde er das ja nicht tun.
Hoffe ich zumindest.